Wirkung und Symptome bei Kontakt mit Pfefferspray

Bevor auf die Wirkung von Pfefferspray genauer eingegangen werden kann, zunächst eine kurze Erklärung zum Wirkstoff selbst, welcher in Pfeffersprays zur Anwendung kommt – Oleoresin Capsicum, in der Regel meist als „OC“ bezeichnet. Dabei handelt es sich um ein Extrakt, welches aus dem Fruchtfleisch von besonders scharfen Chilischoten gewonnen wird. Dieser Wirkstoff kommt dabei natürlich nicht nur bei klassischen Pfeffersprays zum Einsatz, sondern prinzipiell bei allen im deutschen Handel erhältlichen Sprays, also auch Varianten die Pfeffergel oder Pfefferschaum versprühen.

OC - Oleoresin Capsicum

Oleoresin Capsicum kann als umweltfreundlicher, natürlicher und prinzipiell ungiftiger Wirkstoff bezeichnet werden, dessen Wirkung in hohen Konzentrationen auf Menschen in den USA pharmakologisch geprüft wurde. Das Resultat dieser Untersuchungen lässt darauf schließen, dass Langzeitschäden bei Kontakt unter normalen Umständen nicht zu erwarten sind, auch wenn die kurzfristigen Reaktionen sehr heftig ausfallen können.

Die Wirkung von Pfefferspray auf Menschen

Die Wirkung von Pfefferspray auf einen Angreifer tritt in der Regel unmittelbar ein und bewirkt dabei eine Reizung der Haut, Schleimhäute und Atemwege. Dies führt nicht nur zu teilweise heftigen Schmerzen und einem nicht unterdrückbaren verschließen der Augen sondern kann zudem in Krämpfen und einer vorübergehenden Orientierungslosigkeit resultieren. Im Gegensatz zu CS-Gas, welches unter Verdacht steht nicht bei allen Menschen die gewünschte Wirkung hervorzurufen, setzt Oleoresin Capsicum einen Angreifer, sei es nun Mensch oder Tier, jedenfalls ausreichend lange außer Gefecht um sich in Sicherheit bringen zu können – welche Symptome treten jedoch genau auf, und wie lange halten diese an?

Wirkung auf die Augen

Der, das Oleoresin capsicum enthaltende, Reizstoff verursacht starke brennende Schmerzen, Rötungen, eine Schwellung der Bindehaut sowie starken Tränenfluss. Die Folge daraus ist ein krampfhaftes und in der Regel nicht vermeidbares Verschließen der Augen und damit verbundene vorübergehende Blindheit über einen Zeitraum von bis zu 30 Minuten.

Wirkung auf die Atmung

Das Einatmen des Reizstoffes verursacht in Abhängigkeit der inhalierten Menge unterschiedliche Symptome wie unkontrollierbaren Hustenreiz, Atemnot bis hin zu Atemkrämpfen. Insbesondere Asthmatiker können dabei auch weitaus heftiger reagieren. Wenn ein Angreifer im Gesicht oder Kopfbereich „getroffen“ wird, kann ein Einatmen auch kaum verhindert werden – im Zuge der von uns durchgeführten Praxistest traten auch bei unmittelbarer Nähe zum Zielobjekt (Mannscheibe) Reizungen auf!

Wirkung auf die Haut

Pfefferspray hat abgesehen von der starken Wirkung auf die Schleimhäute auch eine gewisse Wirkung auf sonstige Hautstellen – an den mit dem Reizstoff in Kontakt gekommenen Hautstellen tritt ein unter Umständen starker brennender Schmerz, verbunden mit Schwellungen und Hautrötungen, auf. Der Höhepunkt dieser Symptome hält dabei bis zu einer Stunde an und klingt anschließend langsam ab. Unter Umständen können leichte Schmerzen und Reizungen bis zu 48 Stunden anhalten.

Videos: Pfefferspray im Selbsttest

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Unmittelbare und zuverlässige Wirkung

Wie den vorangegangenen Ausführungen zu entnehmen, ist die Wirkung von Pfefferspray auf Menschen oder Tiere nicht zu unterschätzen. Auch der Umstand, dass die genannten Symptome in der Regel sofort oder spätestens nach wenigen Sekunden auftreten machen Abwehrsprays mit auf OC basierendem Reizstoff zu äußerst wirkungsvollen und zuverlässigen Abwehrmitteln.

Wirkt jeder Pfefferspray gleich stark?

Diesbezüglich sind zwei Aspekte zu beachten: Zum einen kann der in Prozent angegebene Anteil des OC-Wirkstoffes im Reizstoff je nach Hersteller oder Modell unterschiedlich ausfallen. Zudem kann auch der reine Wirkstoff, also das verwendete Oleoresin Capsicum verschiedene Schärfegrade, welche in Scoville angegeben werden, aufweisen. Die entsprechenden Informationen zum Anteil des Wirkstoffes sowie dessen Schärfe finden sich in der Regel auf dem Etikett des jeweiligen Pfeffersprays oder werden auf den Hersteller-Webpräsenzen veröffentlicht.

Folgende Abbildung soll diese Angaben an Hand zweier Beispiele illustrieren – links die Angaben des Herstellers Piexon, welcher diesen Wirkstoff in all seinen Produkten, wie beispielsweise dem JPX Jet Protector oder dem Guardian Angel 2 einsetzt, und rechts die Angaben von Fox Labs und deren Bestseller Mean Green:

Der Reizstoff der Piexon Produkte enthält demnach 10% Oleoresin Capsicum mit einem Schärfegrad von 4 Millionen Scoville. Wenn man nun diese 10% Wirkstoff mit dem gesamten Reizstoff kombieniert ergiebt sich ein effektiver Schärfegrad von 400.000 Scoville. Der Fox Labs Mean Green enthält im Gegensatz dazu 6% Oleoresin Capsicum mit einem Schärfegrad von 3 Millionen Scoville. Daraus ergibt sich ein realer Schärfegrad des Reizstoffes von 180.000 Scoville.

Hier liegt nun natürlich die Vermutung nahe, dass die Wirkung des Piexon Pfeffersprays weitaus stärker – genau genommen über doppelt so stark – sein sollte. Prinzipiell ist dies vermutlich auch richtig. Wenn man jedoch bedenkt, dass beispielsweise Tabasco im Vergleich dazu einen Schärfegrad von gerade mal 1.500 Scoville hat, und der Fox Labs Wirkstoff damit 120mal schärfer ist – stellt sich die Frage ob ein Angreifer hier wirklich noch einen Unterschied bemerkt.

Erste-Hilfe Maßnahmen

Bei der Verwendung von Pfefferspray kann es unter ungünstigen Umständen zu einer Selbstkontamination kommen. Die Gründe hierfür liegen zumeist in einer unsachgemäßen Handhabung – speziell in geschlossenen Räumen oder auch bei Gegenwind kann es durchaus vorkommen, dass man ungewollt Pfefferspray abbekommt. Unabhängig davon, ob man nun Opfer eines gezielten Angriffs wurde oder eben versehentlich mit dem Reizstoff in Berührung gekommen ist, stellt sich die Frage – Was kann ich tun, wenn ich Pfefferspray eingeatmet oder ins Auge bekommen habe?

Bevor irgendwelche Erste-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet werden, sollte zuerst die kontaminierte Umgebung verlassen werden. Anschließend können die betroffenen Hautstellen mit reichlich Wasser abgespült werden (achtet jedoch darauf die betroffenen Hautpartien nicht abzuwischen, da der Wirkstoff ansonsten in die Haut gerieben werden könnte) – gleiches gilt auch für die Augen, die mit Wasser ausgespült werden können. Kontaktlinsen sollten zuvor jedoch jedenfalls herausgenommen werden, da sich hinter diesen Reizstoffrückstände sammeln können. Zudem sollte die mit Pfefferspray in Kontakt geratene Kleidung sofort entfernt werden. Die meisten Symptome sollten nach spätestens einer Stunde abgeklungen sein – bei anhaltenden Beschwerden sollte jedoch ein Arzt aufgesucht werden. Sollte der Reizstoff in einem geschlossenen Raum ausgetreten sein, muss dieser jedenfalls ausgiebig gelüftet werden – der Raum sollte jedoch nur unter gewissen Vorkehrungsmaßnahmen betreten werden um eine erneute Kontamination zu vermeiden.