Distanz-Elektroimpulswaffen (Taser) zur Selbstverteidigung – Funktionsweise und rechtliche Informationen

Taser

Taser sind den meisten Menschen in Deutschland vor allem durch amerikanische Filme bekannt. In den letzten Jahren rücken sie auch in Deutschland mehr und mehr in das Interesse der Öffentlichkeit, da unter anderem auch eine regelmäßige Ausstattung der Polizei mit dieser Waffe diskutiert wird. Doch wie stellt sich die rechtliche Situation dar, sind Taser in Deutschland legal, wie sieht es in anderen Ländern aus, und wo kann man einen Taser kaufen? Diese und einige weitere Fragen rund um den Elektro Taser als Selbstverteidigungswaffe für Privatpersonen sollen im Folgenden ausführlich geklärt werden.

Was genau ist ein Taser?

Ein Taser, auch Elektroschockpistole genannt, zählt zu den sog. Elektroimpulswaffen – der Aufbau und Funktionsweise ähneln im weitesten Sinne denen einer Pistole. Durch das Betätigen der Waffe mehrere – mit Widerhaken versehene – Projektile abgeschossen. Diese Projektile sind über Drähte mit dem Taser verbunden. Wird nun der Auslöser betätigt, wird dem Angreifer ein Elektroschock verabreicht.

Die allgemein verwendete Bezeichnung „Taser“ ist auf ein Jugendbuch zurückzuführen in welchen eine Betäubung von Menschen durch „elektrische blaue Bälle“ beschrieben wird. Jack Cover, der Erfinder des Tasers wurde durch dieses Buch, welches er in seiner Kindheit las, zur Entwicklung der weltweit bekannten Elektroimpulswaffe animiert.

Die Funktionsweise von Distanz-Elektroimpulswaffen

Die Funktionsweise des Tasers ist technisch gesehen recht simpel, wobei prinzipiell 2 verschiedene „Modi“ unterschieden werden können. Im sogenannten Distanzmodus werden durch das Betätigen der Waffe mehrere Projektile aus einer austauschbaren Kartusche abgefeuert (je nach Modell 2-4 Projektile). Diese erreichen eine Geschwindigkeit von bis zu 50 Metern pro Sekunde, sind mit Widerhaken und isolierten Drähten versehen, und haben eine Reichweite von bis zu zehn Metern. Ziel ist es, dass die Widerhaken der Projektile in der Haut oder im hautnahen Gewebe der Zielperson stecken bleiben. Wird nun in Folge erneut der Abzug betätigt, wird der Zielperson ein Elektroschock verabreicht, wobei die Abgabe der Elektroschocks auch mehrfach hintereinander erfolgen kann. Eine Kartusche mit Projektilen kann nur ein einziges Mal abgefeuert werden, und muss nach der Verwendung ausgetauscht werden.

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Video: Taser Funktionsweise (Englisch)

In der Praxis ist nicht in jedem Fall eine Wirksamkeit des Tasers gegeben, da diese von verschiedenen Faktoren abhängt. Prinzipiell kann davon ausgegangen werden, dass umso weiter die abgeschossenen Projektile am Körper der Zielperson voneinander entfernt sind, desto stärker auch die Wirksamkeit der Elektroschocks ist. Dies ist durch die hohe Zahl betroffener Muskeln und Nerven bei einer größeren Entfernung zu begründen.

Auch die Kleidung der Zielperson beeinflusst die Wirksamkeit der elektrischen Schläge. Dringen die Widerhaken der Projektile nicht durch die Kleidung, sondern bleiben in dieser stecken, wird der Elektroschock nur über eine Funkenentladung auf den Körper übertragen und ist somit deutlich schwächer. Dringen die Widerhaken in den Körper ein, ist die Wirksamkeit bzw. Stärke des Elektroschocks davon abhängig, wie tief die Widerhaken in das Gewebe eingedrungen sind.

Darüber hinaus kann ein Taser auch im Kontaktmodus eingesetzt werden. Dabei verhält sich der Taser grundsätzlich wie ein klassischer Elektroschocker. Wenn also direkter Körperkontakt zum Gegner besteht, können diesem durch Betätigen des Tasers Elektroschocks zugefügt werden.

Sind Taser legal?

Ob Taser erlaubt sind oder nicht kann wie auch bei anderen Selbstverteidigungswaffen nicht pauschal beantwortet werden, da die diesbezügliche Gesetzeslage je nach Land sehr unterschiedlich ist. Folgend soll die gesetzliche Einordnung in Deutschland, Österreich und der Schweiz erläutert werden.

Taser in Deutschland

Bis zum 1. April 2008 durften Taser in Deutschland prinzipiell von jeder volljährigen Person legal erworben werden. Das Führen der Waffe war jedoch nur mit einem „großen Waffenschein“ erlaubt. Seit dem 1. April 2008 ist jeglicher Umgang mit Distanz-Elektroimpulsgeräten für Privatpersonen verboten. Somit sind Erwerb, Besitz und Führen der Waffe verboten. Die entsprechende gesetzliche Regelung findet sich im Waffengesetz (WaffG) Anlage 2 (zu § 2 Abs. 2 bis 4) Waffenliste und kann hier eingesehen werden.

Taser in Österreich

In Österreich sind Taser prinzipiell auch für Privatpersonen erlaubt. Taser ohne aufgestecktes Modul sind dabei rechtlich den klassischen Elektroschockgeräten gleichgestellt und dürfen mit vollendetem 18. Lebensjahr erworben und in der Öffentlichkeit geführt werden. Mit aufgestecktem Modul gelten sie jedoch als Schusswaffen der Kategorie D, die zwar ebenfalls mit dem vollendeten 18. Lebensjahr erworben werden dürfen, jedoch nur von Personen welche in Besitz eines Waffenpasses sind geführt werden dürfen.

Schweiz

In der Schweiz gelten Elektroschockgeräte, im Waffengesetz auch als Destabilisierungsgeräte bezeichnet, als verbotene Waffen und sind für Privatpersonen prinzipiell verboten. Demzufolge dürfen auch Taser nicht erworben, besessen oder geführt werden.

Taser kaufen – Vorsicht vor unseriösen Shops

Wer einen Taser kaufen möchte, sollte sich jedenfalls vorab über die rechtliche Einordnung in seinem Heimatland informieren. Verstöße gegen das Waffengesetz können mit empfindlichen Strafen geahndet werden! In Ländern in welchen Taser auch von Privatpersonen legal erworben werden dürfen (z.B. Österreich) besteht prinzipiell die Möglichkeit diese in niedergelassen Waffengeschäften zu erwerben. Darüber hinaus werden Taser auch in diversen Online Shops angeboten. Wer einen Taser online kaufen möchte sollte dich jedenfalls ausführlich über den entsprechenden Händler informieren, da es leider sehr viele unseriöse Anbieter (Betrüger) gibt.

Geeignete Einsatzbereiche und Trefferzonen

Prinzipiell eignet sich ein Taser zur Selbstverteidigung, da er einen Angreifer sehr schnell kampfunfähig machen kann. Wird der Gegner einmal getroffen und der Taser ausgelöst, ist dieser für einen gewissen Zeitraum bewegungsunfähig. Diese Zeit kann dem Opfer dazu dienen, zu fliehen.

Es sollte jedoch bedacht werden, dass die Widerhaken in einem solchen Falle zunächst im Körper des Gegners verbleiben und dieser in der Situation hilflos ist. Der Einsatz eines Tasers sollte in der Praxis immer gut abgewogen werden, da er eine gefährliche Waffe darstellt, die zu erheblichen Verletzungen führen kann.

Der Taser kann sowohl auf Distanz, als auch im Kontaktmodus eingesetzt werden, was ihn zu einer vielseitigen Waffe macht. Gegen einen heranstürmenden Angreifer beispielsweise kann ein Taser eingesetzt werden, um diesen von einem Angriff abzuhalten. Befindet sich das Opfer bereits im Nahkampf, kann der Taser im Kontaktmodus als „Elektroschocker“ verwendet werden. Da die Elektroimpulse insbesondere auf die Muskelgruppen wirken, sind große Muskelgruppen wie Brustbereich oder Oberschenkel die besten Trefferzonen um einen Angreifer Kampfunfähig zu machen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass ein Strompfad (zwischen zwei Projektilen), welcher die Herzregion umfasst, potentiell gefährlich sein kann.

Taser Angriffspunkte

Mögliche Vor- und Nachteile eines Tasers

Die Vorteile eines Tasers wurden bereits angedeutet. Er stellt prinzipiell eine sehr vielseitige und gleichzeitig starke Selbstverteidigungswaffe dar. Der Gegner kann sowohl auf Distanz, als auch in nächster Nähe kampfunfähig gemacht werden. Die Nachteile eines Tasers sind jedoch ebenfalls erheblich. So sollte der Umgang mit der Waffe zunächst geübt werden. Wird der Gegner von den Projektilen verfehlt, kann bei den meisten Modellen nicht sofort ein weiterer „Schuss“ abgegeben werden. Hierzu müsste zunächst die Kartusche getauscht werden, was in einer Kampfsituation zeitlich nicht möglich ist.

Weitere Gefahren ergeben sich aus der Funktionsweise des Tasers. Wird die Zielperson in der Herzregion getroffen, kann das Auslösen eines Elektroschocks tödliche Folgen für diese haben. Auch ein die Herzregion einschließender Strompfad – wenn die Herzregion sich also zwischen den beiden Projektilen befindet – birgt für die Zielperson die Gefahr des Todes. Ein solches Vorgehen überschreitet die Grenzen der Notwehr weit.

Die Geschosse des Tasers können zudem zu erheblichen Verletzungen der Zielperson führen, wenn sie an bestimmten Körperstellen auftreffen. Werden beispielsweise die Augen oder Arterien getroffen, drohen schwere, in manchen Fällen auch lebensbedrohliche, Verletzungen. Weitere Nachteile ergeben sich aus den sog. „sekundären Sturzgefahren“. Wird ein Elektroschock verabreicht, verliert die Zielperson die Kontrolle über ihren Körper. Hier kommt es in aller Regel zu Stürzen. Fällt die Zielperson ungünstig, kann der Sturz zu schweren Verletzungen führen. Für all diese Folgen hat sich der Nutzer des Tasers im Nachhinein zu verantworten.

Insgesamt ist festzuhalten, dass Besitz, das Führen und der Einsatz eines Tasers in Deutschland verboten sind. Auch in den meisten anderen europäischen Ländern unterliegen Taser oder andere Distanz-Elektroimpulswaffen erheblichen Einschränkungen. In diesem Umstand ist vermutlich auch der größte Nachteil des Tasers als Selbstverteidigungswaffe zu sehen.