Schreckschusspistole- und Revolver zur Selbstverteidigung – Handhabung und rechtliche Einordnung
Schreckschusswaffen, unabhängig davon ob Gaspistole oder Schreckschussrevolver, gehören seit jeher mit zu den beliebtesten Selbstverteidigungswaffen in Deutschland. Die Möglichkeiten gehen dabei natürlich weit über die Schreckschuss Abgabe hinaus, so sind insbesondere auch verschiedenste Munitionsarten mit verschiedenen Reizstoffen erhältlich. Schreckschusswaffen stellen jedoch auch immer wieder einen Diskussionspunkt dar und ihr Einsatz zur Selbstverteidigung ist umstritten. Während manche ihre Effektivität und abschreckende Wirkung beschwören, stellen andere die damit verbunden Gefahren in den Vordergrund.
Im Folgenden wollen wir uns einen Überblick über die verschiedenen Arten von Schreckschusswaffen und Schreckschuss Munition, die Einsatzmöglichkeiten von Schreckschusspistole und Revolver sowie natürlich auch die über die Rechtslage verschaffen.
Funktionsweise von Schreckschusswaffen
Eine Schreckschusswaffe, häufig auch als Schreckschusspistole oder Gaspistole bezeichnet, ist in der Regel eine realitätsgetreue oder zumindest realitätsnahe Nachbildung einer echten Pistole oder eines echten Revolvers. Im Gegensatz zur echten Waffe ist die Schreckschusspistole jedoch nicht in der Lage Projektile zu verschießen. Mit einer Schreckschusswaffe kann lediglich Reizgas- und Kartuschenmunition verschossen werden. Die legal erhältlichen Schreckschusswaffen verfügen über einen sogenannten Gaslauf. Dieser spezielle Lauf ist mit Sperren ausgestattet, die das Verschießen von Projektilen technisch unmöglich machen. Die typischen Laufzüge (gezogener Lauf) wie sie von echten Faustfeuerwaffen bekannt sind, sind hier natürlich ebenfalls nicht vorhanden.
Links: Schreckschusswaffe 9mm / Rechts: Echte Waffe .38 Special
Neben den bereits genannten Munitionen können mit Schreckschusspistolen auch pyrotechnische Munitionen verschossen werden. Hierfür kann bei nahezu allen Modellen ein sogenannter Abschussbecher in den Lauf geschraubt werden, um über diesen beispielsweise Leuchtsignale, Raketengeschosse oder sonstiges Feuerwerk abzuschießen.
Wie auch echte Waffen, sind Schreckschusswaffen in verschiedenen Kalibern und Ausführungen erhältlich, und für den Laien lassen sich diese Waffen dabei kaum von echten unterscheiden. Wie auch bei scharfen Waffen sind die gebräuchlichsten Varianten die Schreckschusspistole und der Schreckschussrevolver. Schreckschussgewehre spielen hingegen nur eine untergeordnete Rolle.
1. Schreckschuss Pistole
Die Schreckschusspistole, oftmals auch einfach als Gaspistole bezeichnet, ist vermutliche die beliebteste Variante von Schreckschusswaffen in Deutschland. Schreckschusspistolen gleichen von Ihrem Aussehen und der grundlegenden Funktionsweise echten Pistolen. Die Munition wird hier in ein Magazin geladen, welches dann in den Griff der Waffe eingelegt wird. Nach dem erstmaligen Laden können alle im Magazin vorhandenen Patronen, ohne weiteres durchladen, unmittelbar nacheinander abgeschossen werden. Die leeren Hülsen werden dabei seitlich ausgeworfen. Eine Schreckschusspistole ist in vielen verschiedenen Kalibern erhältlich. Diese reichen von „.22 lang“ bis zu „9 mm“.
Vor- und Nachteile von Schreckschusspistolen
hohe Magazinkapazität
schnellere Schussabfolge
große Auswahl verschiedener Modelle
potentielle Störungen / Ladehemmungen
Sicherung und Einsatzbereitschaft
Handhabung der Waffe
2. Schreckschuss Revolver
Optisch weniger modern aussehende Schreckschussrevolver sind sowohl im Aussehen als auch in der Funktionsweise den klassischen Revolvern nachempfunden, wie man sie insbesondere auch von früheren Zeiten kennt. Dennoch haben Schreckschussrevolver durchaus ihre Berechtigung und nicht von der Hand zuweisende Vorteile. So erfolgt beispielsweise der Weitertransport der Munitionszuführung durch ziehen des Abzuges, wodurch eine weitaus geringere Störungsanfälligkeit gegeben ist. Die Munition befindet sich beim Schreckschussrevolver in der Trommel (Kapazität meist 5 oder 6 Patronen), welche nicht nur als Patronenlager, sondern auch als Magazin fungiert. Gängigstes Kaliber ist auch hier 9mm.
Vor- und Nachteile von Schreckschussrevolvern
geringere Störungsanfälligkeit
besonders einfache Handhabung
Sicherung der Waffe
geringere Magazinkapazität
langsamere Schussabfolge
Auswahl verschiedener Modelle
3. Schreckschussgewehr
Wie bereits erwähnt spielen Schreckschussgewehre, zumindest zur Selbstverteidigung, eine eher untergeordnete Rolle. Insbesondere bei Sammlern beliebt sind hier jedoch beispielsweise Nachbildungen der berühmten Maschinenpistole MP40 oder des Klassikers StG44. Zu beachten ist dabei jedoch, dass auch mit diesen Gewehren nur eine halbautomatische Schussabgabe möglich ist, da vollautomatische Schreckschusswaffen in Deutschland verboten sind.
Schreckschusswaffen Munition
Die Funktionsweise, Anwendungsmöglichkeiten und die erwünschte Wirkung einer Schreckschusswaffe sind natürlich von der verschossenen Munition abhängig.
Prinzipiell lässt sich sagen, dass dabei jede Art von Schreckschussmunition beim Abschießen einen sehr lauten Knall erzeugt. Wird Reizgasmunition verschossen, entweicht dieses zusätzlich dem Lauf der Waffe.
Wie auch in nebenstehender Abbildung gut zu sehen, ist die Unterscheidung zwischen echter Munition und Munition für Schreckschusswaffen relativ einfach (echte Munition oben: 357 Magnum und 9mm; unten: 9mm Schreckschuss für Revolver und Pistole). Prinzipiell lassen sich folgende Munitionen für Schreckschusswaffen unterscheiden:
CN Munition (mittlerweile verboten)
Beim CN-Gas handelt es sich um ein Aerosol welches als Reizstoff verwendet wird. Da es mittlerweile als chemischer Kampfstoff eingestuft wird, darf keine CN Munition mehr erworben oder verwendet werden. In der breiten Öffentlichkeit ist das Chloracetophenon als „Tränengas“ bekannt. Es reizt die Augen und die Schleimhäute. Die Wirkung ist hierbei deutlich stärker einzuschätzen als die des erlaubten CS-Gases. Der Einsatz dieses Stoffes ist gesundheitlich nicht unbedenklich – in einigen Fällen wurde über schwere Schäden bis hin zum Tod durch CN-Gas berichtet. In einigen Ländern steht der Stoff der Polizei auch heute noch in kleinen Mengen zur Verfügung.
CS Munition
CS-Gas (2-Chlorbenzylidenmalonsäuredinitril) wirkt ebenfalls als „Tränengas“, ist gesundheitlich jedoch als schonender einzustufen als das CN-Gas. CS-Gas wird auch von der Polizei zur Bekämpfung von Unruhen und Aufständen eingesetzt. In Deutschland ist es auch für Privatpersonen zu erwerben und wird neben dem Einsatz als Reizgasmunition für Schreckschusswaffen auch in Spraydosen verkauft. CS Gas führt beim Menschen zu Reizungen der Augen und der Atemwege. In höheren Konzentrationen kann es zu einem Lungenödem führen – hieraus kann der Tod resultieren. Der Einsatz von CS-Gas ist umstritten, da es nachgewiesenermaßen zu Lungenschäden und Beeinträchtigungen des Herzens und der Leber führen kann. Personen, die CS ausgesetzt waren, sollten unverzüglich einen Arzt aufsuchen, um mögliche Gesundheitsschäden abklären zu lassen.
Pfeffer Munition
Für Schreckschusswaffen ist auch Pfeffermunition verfügbar. Im Gegensatz zu den Pfeffersprays enthalten diese jedoch nicht das natürliche Capsaicin, sondern einen synthetisch hergestellten Stoff der nahezu identisch mit diesem ist. Das Pseudocapsaicin wird beim Betätigen der Waffe durch den Lauf gepresst und führt bei einem Treffer zu Symptomen (wie auch bei klassischem Pfefferspray) wie einer starken Reizung der Haut, Schleimhäute und Atemwege. Wie auch beim Pfefferspray ist diese Munition ausschließlich zur Abwehr gefährlicher Tiere zugelassen (Tierabwehrpatronen).
Knallpatronen und Blitzmunition
Werden sog. „Knallpatronen“ eingesetzt, wird kein Reizgas verschossen. Beim Abfeuern der Waffe kommt es lediglich zu einem sehr lauten Knall, der eine Abschreckwirkung hervorrufen soll. Bei einer Distanz von unter 1m können jedoch dennoch mitunter erhebliche Verletzungen auftreten.
Bei Blitzmunition kommt ebenfalls kein Reizgas oder Pfeffer zum Einsatz. Am Mündungsausgang erscheint jedoch zusätzlich ein heller Mündungsblitz, welcher einen Angreifer blenden kann und eine zusätzlich abschreckende Wirkung haben soll.
Sind Schreckschusswaffen erlaubt?
Wie auch zu nahezu allen anderen Selbstverteidigungswaffen bestehen auch bei Schreckschusswaffen unterschiedlichste Bestimmungen in verschiedenen Ländern. Folgend sollen das Schreckschusswaffen Gesetz bzw. die rechtlichen Bestimmungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz näher betrachtet werden.
Schreckschusswaffen in Deutschland
Der Erwerb von Schreckschusswaffen, die ein Prüfsiegel der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) tragen, steht in Deutschland jedem Bürger ab 18 Jahren frei. Seit einigen Jahren dürfen die Waffen jedoch nicht mehr in der Öffentlichkeit geführt oder gar eingesetzt werden. Zum Führen einer Schreckschusswaffe in der Öffentlichkeit ist ein sogenannter „kleiner Waffenschein“ nötig (Anlage 2 zu § 2 Abs. 2 bis 4 Waffenliste). Um den kleinen Waffenschein erteilt zu bekommen, muss die betreffende Person neben der Volljährigkeit eine fachgerechte Aufbewahrung der Waffen nachweisen. Zudem müssen körperliche und geistige Eignung nachgewiesen werden, welche beispielsweise bei Drogen- oder Alkoholabhängigkeit nicht vorliegen. Der Antragsteller darf zudem keine Vorstrafen, außer höchstens einer Freiheits-, Jugend- oder Geldstrafe von weniger als 90 Tagessätzen haben.
Österreich
In Österreich dürfen Schreckschusswaffen generell ab 18 Jahren erworben und in der Öffentlichkeit geführt werden. Im Gegensatz zu Deutschland sind hier auch vollautomatische Schreckschusswaffen wie beispielsweise die Zoraki 925 erlaubt.
Schweiz
In der Schweiz wird für Schreckschusswaffen, die dazu bestimmt sind, durch Versprühen und Zerstäuben von Stoffen die Gesundheit von Menschen auf Dauer zu schädigen, ein Waffenerwerbsschein benötigt. Andere Schreckschusswaffen, welche außerdem über keine Abschussvorrichtung (Abschussbecher) für pyrotechnische Gegenstände verfügen, und nicht damit ausgerüstet werden können, dürfen ohne Waffenerwerbsschein erworben werden. Gemäß Art. 2 28a des schweizer Waffengesetzes dürfen Schreckschusswaffen darüber hinaus auch nicht geführt werden.
Schreckschusswaffen kaufen
Wer Schreckschusswaffen kaufen möchte hat, unabhängig davon, ob diese in der Öffentlichkeit geführt werden soll oder nicht, prinzipiell mehrere Möglichkeiten. Generell kann man in jedem Waffenfachgeschäft eine Gaspistole kaufen, die Auswahl ist jedoch meist relativ überschaubar. Wer eine möglichst große Auswahl möchte oder ein spezielles Modell sucht ist sicherlich wird sicherlich in diversen Onlineshops, Auktionshäusern für Waffen oder sonstigen Onlinemarktplätzen fündig. Der Versand ist in der Regel sehr unkompliziert, einzige Voraussetzung ist ein entsprechender Altersnachweis.
Handhabung und Einsatz im Rahmen der Selbstverteidigung
Prinzipiell ist der Umgang mit Schreckschusswaffen, unabhängig davon ob Schreckschusspistole oder Schreckschussrevolver, sehr einfach und unkompliziert. Leichte Vorteile hat hier natürlich der Revolver, da hier kein Magazin geladen werden muss und meist auch keine Sicherungen vorhanden sind. Bei der Verwendung reiner Knallpatronen ohne Reizgas oder Pfeffer wird auf die Abschreckende Wirkung der Waffe selbst, sowie dem lauten Knall gesetzt. Ein genaues Zielen ist hier demzufolge nicht notwendig. Im Gegensatz dazu hat Reizstoffmunition (CS Gas oder Pfefferpatronen) zusätzlich eine „Mannstoppwirkung“, ein Angreifer kann also vorübergehend außer Gefecht gesetzt werden.
Da sowohl CS Gas, als auch das in Pfeffermunition zum Einsatz kommende Pseudocapsaicin die größte Wirkung auf Atmung, Augen und Schleimhäute hat, sollte in einer Selbstverteidigungssituation darauf geachtet werden, möglichst in Richtung Gesicht des Angreifers zu zielen.
Der jeweilige Reizstoff wird sich nach der Schussabgabe natürlich auch verteilen, eine Abgabe mehrerer Schüsse hintereinander kann daher empfehlenswert sein. In Zusammenhang mit der Abgabe von Schüssen aus Schreckschusswaffen ist jedenfalls zu beachten, dass es bei Distanzen unterhalb eines Meters zu schwerwiegenden Verletzungen kommen kann!
Typische Symptome bei Kontakt mit CS-Gas oder Capsaicin sind:
- Reizung der Haut, Schleimhäute und Atemwege
- Hustenreiz, Atemnot bis hin zu Atemkrämpfen
- vorübergehende Orientierungslosigkeit
Geeignete Selbstverteidigungsszenarien
Schreckschusswaffen sind in unterschiedlichsten Ausführungen und Größen erhältlich, habe weisen jedoch immer ein gewisses Gewicht auf. Während das Gewicht und die Abmessungen beim Selbstschutz in den eigenen vier Wänden oder im Auto eine eher nebensächliche Rolle spielen, kann dies für andere Einsatzbereiche wie z.B. beim Joggen oder auch für die Bereithaltung im Alltag ein Ausschlusskriterium darstellen. Hier sind alternative Selbstverteidigungswaffen wie Pfefferspray oder Elektroschocker unter Umständen besser geeignet.
In der Selbstverteidigungssituation selbst, stellen Schreckschusswaffen sicherlich eine gute Möglichkeit zur Verteidigung dar. Da eine Gaspistole oder ein Schreckschussrevolver jedoch in aller Regel einer echten Waffe nachempfunden sind, können sich daraus, wie folgend erläutert, auch negative Effekte für das Angriffsopfer ergeben.
Die Vor- und Nachteile von Gaspistole & Co
Generell stellen Schreckschusswaffen zwar ein starkes Mittel zur Einschüchterung des Angreifers dar. Das Problem ist, dass es für den Angreifer nahezu unmöglich ist, Schreckschusswaffen mit Sicherheit als solche zu identifizieren. Hieraus ergeben sich unter Umständen nicht nur positive, sondern auch negative Effekte.
Im unwahrscheinlichen Fall, dass der Gegner über eine scharfe Schusswaffe verfügt, wird das Ziehen der Schreckschusswaffe in den meisten Fällen zur Eskalation der Situation führen. Der Angreifer sieht seine Gesundheit und sein Leben durch die vermeintliche Waffe des Opfers in Gefahr und wird unter Umständen nicht zögern, die echte Schusswaffe einzusetzen.
Ist der Angreifer hingegen unbewaffnet, wird er mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits durch das Ziehen der Waffe soweit eingeschüchtert werden, dass er seinen Angriff beendet und die Flucht ergreift.
Weiterhin ist zu beachten, dass auch Knall- oder Reizgaspatronen eine tödliche Wirkung entfalten können, wenn diese aus sehr kurzer Distanz auf einen Menschen geschossen werden. Ein aus kurzer Distanz abgegebener Schuss, der auf dem Kopf aufsetzt, kann auch bei einer Schreckschusswaffe unter Umständen zum Tod des Gegners führen. Der Einsatz von Schreckschusswaffen zur Selbstverteidigung ist auch aus diesem Grund umstritten.